Sonntag, 13. September 2015

Das Rauschen des Meeres

Schön ist es hier. Wahrlich schön. Findest du nicht auch?“ Sie antwortet ihm nicht. „Ich finde, es ist wahrlich idyllisch. Dort hinten spiegelt sich der Mond, er strahlt wirklich schön heute Nacht. Findest du nicht auch?“ Wieder antwortet ihm nur das Schweigen. „Ich finde, es hat etwas Magisches, gar erfüllendes, dem Meer zu lauschen. Wie die Wellen heranrollen und sich dann am Strand brechen. Die Wellen sind ja auch nicht hoch, wären sie höher, wir würden nicht hier sitzen, nicht wahr?“ Er muss lachen, sie schweigt. „Weißt du, dass ich ein ausgesprochen talentierter Schwimmer und gutaussehender Surfer bin? Du hättest mich mal sehen sollen…“ Er verfällt kurz in Schweigen, guckt zu Boden. „Wenn dir kalt ist, musst du es mir sagen. Ich kann dir zwar nicht meine Jacke geben, dann wäre mir ja selbst kalt, das versteht du sicher, aber mir fällt schon etwas ein.“ Doch sie sagt nichts. Während er dort mit angezogenen Beinen im Sand sitzt, zuckt seine Hand hin und her. „Weißt du, so geht das nicht. Ich kann nicht die ganze Zeit alleine reden. Sag doch auch mal was. Das wird bestimmt lustig.“ Sie antwortet nicht, er nickt. Nickt immer heftiger, sagt nur: „Ja.“ Er guckt von links nach rechts und wieder zurück. Seine Hand zuckt wieder. „W-w-weißt du, was ich für dich empfinde? Es bedeutet mir so viel, dass du hier mit mir bist. Ja, das macht dich zu etwas ganz Besonderem.“ Er ist still, wartet auf eine Antwort. „Oh, gucke mal, wie schön die Sterne leuchten! Ich wette sie leuchten nur für uns.“ Doch sie sieht nicht hin, schweigt weiter. „Mädchen und ich, Frauen und ich, das hat noch nie so gut gepasst, weißt du? Keine hat bisher gesehen, was ich für ein netter Typ bin, wahrscheinlich haben sie mich einfach nicht verdient. Nein, sag jetzt nichts, sie konnten mir noch nie wehtun. Tief in mir wusste ich schon immer, dass es eine geben wird, die mich wertschätzt.“ Er nickt wie zur Bestätigung, doch von ihr kommt keine Antwort, sie schweigt. „Du bist diejenige, da bin ich mir ganz sicher. Ja, ja, ja, so muss es sein! Dass du und ich, wir, jetzt hier sind, hier! Am Strand! Das, das ist Zeichen, weißt du? Der Mond scheint so hell, die Sterne strahlen und das Meer, es klingt wundervoll.“ Er wartet, sie schweigt. Seine Hand rutscht vom Knie auf den Sand. Tastet sich zu ihrer Hand. Ergreift sie. „Deine Hand, sie ist ja ganz kalt! Du Dummerchen, warum sagst du denn nichts? Ich rede und rede und rede mit dir, doch du sagst nichts.“ Als sie wieder nicht antwortet, dreht er sich zu ihr um, sieht sie direkt an. „Deine Haut, sie ist ganz bleich! Geht es dir nicht gut? Kalt und bleich, warum schweigst du? Seit vorhin hast du nichts gesagt, warum schweigst du? Ich habe getan, was ich konnte, warum siehst du mich so anklagend an? Du bist wieder sauber, was willst du noch?“ Doch sie schweigt. Sie schweigt und sieht ihn nicht an. Er versucht ihre Hand zu öffnen, die sie zu einer Faust geballt hat. Doch die Finger lassen sich nicht bewegen. Sie sind schon lange kalt.

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