Es gab einmal einen Mann, der ein
Liebhaber der schönsten Edelsteine war. Er suchte und sammelte die Schönsten
und Auffälligsten, deren Preise mehr als unverschämt hoch waren.
Doch eines Tages rückte ein Stein in
den Fokus des Liebhabers, den er bis dahin noch nie so wahrgenommen
hatte, obwohl er praktisch schon immer um ihn herum gewesen war.
Zwar war er nicht der Teuerste, auch
nicht der Größte und erst recht nicht der Begehrteste, doch er war
von einem Tiefgang und einer in sich geschlossenen Perfektion, dass
der sonst so redegewandte Mann nicht imstande war, den Stein zu
beschreiben. Er zweifelte und verzagte, da er fürchtete, den
Edelstein nicht so schätzen zu können, wie es ihm gebührte, doch
er wagte den Schritt und setzte alles daran, den Stein sein Eigen
nennen zu können.
Als der Liebhaber sein Ziel erreicht
hatte, stellte er ihn gut sichtbar in seinem Haus auf, machte ihn zum
Zentrum des gesamten Gebäudes. Und jedes Mal, wenn er den Stein sah,
funkelten seine Augen heller als die Sterne, und es dauerte eine
Weile, bis er sich vom Anblick lösen konnte.
Doch mit der Zeit verschwand das
Funkeln und die Zeit, die er sich nahm, seinen Stein zu betrachten,
wurde kürzer.
Der Stein, den er einst so geliebt
hatte, wurde immer uninteressanter für ihn, bis er dann schließlich
begann, sich nach einem neuen Edelstein umzusehen. Er fand auch viele
Schöne, doch sie alle waren nicht perfekt und würden noch den
letzten Schliff benötigen, bevor sie wirklich perfekt für ihn
waren.
Er betrachtete einige und er tat es
lange und eingehend, doch musste er schnell feststellen, dass dieser
letzte Schliff schwierig zu bewerkstelligen sein würde, da der Stein
dabei den individuellen Charakter verlor, den er so schätzte.
Eines abends begab sich der Liebhaber
zu einer Gala, auf welcher die schönsten und prachtvollsten
Edelsteine der Welt gezeigt werden sollten, und der Liebhaber war
sich sicher, dass dies seine letzte Chance sein würde, das begehrte
Objekt zu finden. Doch als er den Saal betrat, verschlug
es ihm die Sprache und er blieb wie angewurzelt stehen.
Dort, in der Mitte des Saales, war eine
riesige Menschenmenge um einen wunderschönen, ja gar perfekten
Edelstein versammelt... um seinen Edelstein! Der Liebhaber musste sich erst einmal
setzen, denn er glaubte bereits, den Stein aufgrund seiner eigenen
Dummheit und Erblindung verloren zu haben, als einer der Gastgeber
auf ihn zu kam, und ihn freundschaftlich grüßte, obwohl er den Mann
noch nie gesehen hatte. Der Gastgeber setzte sich zum Liebhaber
und bedankte sich überschwänglich für die Möglichkeit, den Stein
zu präsentieren. Er wurde auch nicht müde zu versichern, dass der
Stein in guten Händen sei und am vereinbarten Termin zurück zum
Liebhaber komme. Dem Liebhaber fiel ein Stein vom
Herzen, als er erkannte, dass er den Edelstein doch nicht verloren
hatte, und er schwor sich, niemals wieder die Schönheit dessen, was
er bereits besaß, zu verkennen.
Später an diesem Abend hörte er von
einem Mann in einer ähnlichen Lage, der seinen ehemals geliebten
Edelstein gegen einen neuen tauschte, und diesen Tausch bitter
bereute, als er erkannte, dass er damit verloren hatte, was er all
die Zeit gesucht hatte...
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