Donnerstag, 3. September 2015

Lebenswege, Part II

Er hatte sich ein letztes Mal von ihnen verabschiedet. Seinen guten Freunden hatte er versprochen, sie zu besuchen und anzurufen. Die weniger Guten wünschten ihm viel Glück und Erfolg an seiner neuen Schule. Er würde sie vermissen.
Er musste die Schule im Halbjahr wechseln. Er war traurig, als er den Flur in Richtung Treppen entlang ging. Dies alles würde er nun hinter sich lassen müssen. Er hatte sich schon lange damit abgefunden, trotzdem war er melancholisch und dachte an all die schönen Momente, die er an dieser Schule erleben durfte. Rechts von ihm waren Klassenräume, links waren Fenster. Er blieb kurz stehen und blickte auf den Schulhof. Auch dabei wurden Erinnerungen wach. Am Ende des Flurs hörte er eine Tür aufgehen und sah drei lachende Mädchen den Raum verlassen und sich auf die Fensterbänke setzen. Er kannte sie alle drei. Zwei flüchtig und die eine hätte eine enge Freundin werden können Zusammen mit anderen waren sie eine coole Gruppe gewesen. Doch dann kam es zum Streit und obwohl sie hin und wieder miteinander redeten, hatte doch keiner von beiden den entscheidenden Schritt auf den anderen zu gemacht. Und nun saß sie dort und er wusste, dass sie sich für immer aus den Augen verlieren würden, wenn er sie jetzt nicht ansprach. Er überlegte, was er sagen sollte, doch er merkte, dass sie ihn gar nicht wahrnahm. Sie war in ein Gespräch vertieft, lachte, und sah nach draußen. Er atmete tief durch, er bebte innerlich, aber eigentlich hatte er geahnt, dass es so sein würde. Er ging an den drei Mädchen vorbei, ohne ein Wort zu sagen. Er erreichte die Treppen, traf noch einen guten Bekannten, verabschiedete sich, und verließ das Gebäude. Er wusste, dass sie ihn jetzt sehen konnte. Ob sie ihn wohl wahrnahm? Was würde sie wohl über ihn denken, wenn sie ihn wahrnahm? Er wollte sich fast noch einmal umdrehen, ihr ins Gesicht sehen, sie anlächeln. Doch er tat es nicht. In diesem Moment war seine Eitelkeit stärker, er straffte sein Inneres und verließ den Schulhof. Er hatte bereits einmal den ersten Schritt gemacht und ihr einen Gefallen getan, doch es hatte sich nichts geändert. Er verwarf seine Gedanken und dachte an die lange Autofahrt, die ihm nun bevorstand.

Als sie mit ihren zwei Freundinnen das stickige Klassenzimmer verließ, sah sie ihn im Gang stehen. Er hatte seine Tasche dabei, obwohl die Schule noch nicht vorbei war, doch wer weiß, vielleicht musste seine Klasse jetzt den Raum wechseln? Sie setze sich auf die Fensterbank und tat so, als würde sie ihrer Freundin zuhören. Doch in ihren Gedanken war sie bei dem Jungen und dem ungelösten Problem zwischen ihnen. Sie hatten sich so gut verstanden. Und hätten sie sich nicht gestritten, hätten sie sehr gute Freunde werden können. Doch es war anders gekommen und sie hatte sich lange keine Gedanken gemacht, doch hin und wieder fehlte ihr das. Er ging jetzt an ihr vorbei, doch sie konnte ihn nicht einfach ansprechen. Aber sie hoffte, dass er es tat. Doch er tat es nicht.
Drei Minuten später sah sie, wie er das Gebäude verließ und über den Schulhof ging. Ob er wohl zum Arzt musste? Sie könnte ihn anschreiben und fragen. Sie holte hier Handy aus der Tasche und musste feststellen, dass sie seine Nummer nicht mehr hatte.
Sie würde ihn nach den Kurzferien irgendwie zufassen bekommen. Sie würde sich etwas einfallen lassen und sich seine Nummer besorgen. Vielleicht ging es ihm ja wie ihr.

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