Einst
begab es sich, dass sich ein Jüngling aufmachte, die Welt zu
erkunden und etwas zu finden, von dem er nur schemenhaft wusste, was
er war, etwas, von dem er bisher nur in Erzählungen gehört hatte.
Angefangen
hatte Alles mit seinem Vater, der ihm sagte, es gebe da etwas, wofür
es sich zu streben lohne. Der Jüngling war da noch im jungen
Kindesalter, wusste diesen Rat nicht recht einzuordnen, vor allem
weil sein Vater in das altbekannte Schweigen fiel, als er ihn danach
fragte.
Den
nächsten Hinweis hatten ihm Freunde geliefert, die sagten, sie
würden spüren, dass da noch etwas auf sie warte, es etwas geben
müsse, wofür es sich lohne zu leben, zu lernen, zu arbeiten und zu
sterben. Das hatte ihn wieder angetrieben zu forschen, zu fragen,
doch noch immer wusste er nicht, was dieses "Etwas" sein
sollte.
Den
letzten Rat hatte er von seinem Lehrer erhalten, der zu seiner Klasse sagte, man müsse reisen,
um Großes und Vollkommenheit zu erreichen.
So
brach der Jüngling an seinem 18. Geburtstag auf, um dieses "Etwas"
zu finden, er überquerte die tiefsten Flüsse, sprang von den
höchsten Wasserfällen, rannte durch die dichtesten Wälder, kämpfte
mit den stärksten Bären, bestieg die höchsten Berge, arbeitete
sich durch die dunkelsten Tunnel, sprach mit den intelligentesten
Gelehrten, küsste und schlief mit den schönsten Frauen, doch musste
er in den sieben Jahren seiner Reise feststellen, dass er nichts
gefunden hatte, keinen Schatz, kein Wissen, keinen besonderen Ruhm
und auch keinen Ruheort.
Er
kehrte zurück zu seinem Geburtsort, sprach mit seinen alten
Freunden. Sie alle hatten etwas erlebt, einen Beruf gelernt, eine
Frau gefunden, ein Haus gebaut und sogar schon Kinder in die Welt
gesetzt.
Fragte
er sie nach dem "Etwas", nach dem sie streben sollten und
wollten, sagten sie alle, es gefunden zu haben, doch was ihn
verwirrte, war, dass sie alle etwas anderes benannten: "Es ist
eindeutig mein Hof!", "meine Frau!", "meine
Tochter!", "Geld!", "Leben!", "Familie!".
Nach
diesen Gesprächen nahm der junge Mann nachdenklich platz, keiner von
ihnen hatte erlebt oder geschafft, was er aus seinem Leben gemacht
hatte, sie waren nicht gereist, hatten nicht versucht, Großes zu
erreichen, und trotzdem meinten sie, vollkommen zu sein
Er
entschied sich, einen letzten Versuch zu wagen, und seinen Vater zu
fragen, was dieser vor nun zwanzig Jahren gemeint habe, er musste es
wissen.
Seine
Familie freute sich sehr, ihn zu sehen, doch hatte er kaum Ruhe und
Rast, um die beiden kleinen Zwillinge zu betrachten, die er als
Schwestern bekommen hatte, sondern setzte sich mit seinem Vater. Erst
schwiegen sie, bis der junge Man platzte, ihm alles erzählte, bis
ins kleinste Detail, und ihn abschließend fragte, was er falsch
gemacht habe. Sein Vater starrte ihn an, brummte, zündete sich eine
Zigarette an, wie er es so oft tat, und schwieg, schwieg, schwieg.
Der junge Mann wollte schon aufgeben, sich erheben, seine neuen
Geschwister kennenlernen, als sein Vater ihm am Arm festhielt und
sagte, es gebe keinen Gegenstand, den er finden, keinen Ruhm, den er
erlangen, und auch keine Eigenschaft, die er sich aneignen könne,
die das Leben ausmache.
Erschüttert
setzte sich der junge Mann, war alles vergeblich gewesen? Doch
erkannte er und war froh, dass sein Vater schwieg. Das, was ihn
ausmachte, war nicht dort draußen in der Welt, es war bereits in
ihm.
Drei
Tage später brach er wieder auf, denn das Abenteuer war dieses
"Etwas", das er immer finden wollte.
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